Der Tagesanbruch in Fezzan dringt zaghaft durch die dichten Gitter der Nacht, wie ein leises Gemurmel in einem altehrwürdigen Mausoleum. Die ersten Strahlen des Sonnenlichts brechen durch die schmalen Gassen der Medina, tauchen die rostigen Türen und die erdfarbenen Wände in ein warmes, goldenes Licht. Ein zarter Nebel schleicht sich aus den kühlen Ecken hervor, als wolle er die letzten Reste der Träume der Schlafenden einsammeln.
Der Marktplatz füllt sich allmählich mit Leben. Händler beginnen, ihre Stände aufzubauen, und der Duft von frischem Brot und Gewürzen steigt in die kühle Morgenluft. Von irgendwoher dringt der melancholische Klang einer Flöte, der sich mit dem leisen Murmeln der erwachenden Stadt vermischt. Eine alte Frau, ihren Rücken gebeugt vom Gewicht des Alters, schleppt langsam einen Korb voller Orangen, deren leuchtende Farbe in der Morgensonne strahlt wie die Hüllen der Narzissen im Frühling.
Die Weißen Minarette der Tempel, die Glocken der Kichen und das Fenster der Synagogen erwachen zu neuem Leben, deren Spitzen in den Himmel ragen, als wollten sie das herannahende Blau des Firmaments durchdringen. Der Tempelschreier ruft zum Morgengebet, seine Stimme hallt durch die engen, verwinkelten Gassen und verleiht dem beginnenden Tag eine feierliche Gravität.
Katzen streifen durch die Veranden, neugierig auf das üppige Angebot an Futter, das bald in den engen Staubstraßen verteilt sein wird. Junge Mädchen kommen in Gruppen, ihre bunten Gewänder flattern in der leichten Brise, und das Lachen, das aus ihrer Mitte aufsteigt, mischt sich mit dem behutsamen Erwachen der Marktschreier, die ihre Waren anpreisen.
Die Stadt, bis eben noch in einem kollektiven, behutsamen Schlaf gefangen, erwacht zur Geschäftigkeit. Fezzan, mit all seiner jahrhundertealten Pracht und seinem historischen Erbe, bringt erneut den althergebrachten Zyklus in Bewegung, in einem Gleichklang zwischen dem Vergangenen und dem Immerwährenden.