Nachdem er einige Wochen in Fezzan gehaust hat und sich mit ehemaligen Studienkollegen getroffen, sowie etwas "genetzwerkt" hat, kam er nicht darum herum seinen lange gehegten Wunsch in die Tat umzusetzen und endlich einen Vortrag an der staatlichen Universität in Fezzan zu halten. Er widmet das Thema seinem Spezialgebiet der ökonomischen Entwicklung und deren Theorien.
Werte Lallas und Sidis, ich freue mich, dass Sie sich hier alle eingefunden haben um meinen Ausführungen zur wirtschaftlichen Entwicklung unsres großartigen Landes zu lauschen. Für alle die meinen das sich ein Land und eine Wirtschaft von selbst entwickeln kann, für den ist dieser Vortrag nichts außer er oder sie verspürt das dringende Bedürfnis seine oder ihre Meinung zu ändern oder einem Vortrag zu zu hören welcher den eigenen Theorien und Ideen widerspricht.
Nun, zuallererst möchte ich eine Bestandsaufnahme durchführen, wo steht der Staat Targa, welche Stärken und Schwächen haften an ihm und was sich sonst so aufdrängt.
Grundsätzlich und vereinfachend gesehen ist der Staat Targa ein reiches Entwicklungsland, das mag sich jetzt paradox anhören ist jedoch so. Aufgrund des Ölreichtums und den hohen Erträgen in der Landwirtschaft fehlt es dem Volk und dem Staat weder an Geld noch an Lebensmittelversorgung. Unser Volk hungert nicht und unser Haushalt darf sich sehen lassen, denn das schwarze Gold spült fleißig Dirham in die Staatskasse. Also sind wir wohlhabend unser Volk kann sich leisten für die bisher bekannten Lebensumstände gut zu leben und das wird auch so bleiben. Der Staat kann sich diverse Investionen leisten, sogar ein anderes Land wie Kijanibonde wird bald Entwicklungshilfe von uns erhalten also sind wir wohlhabend. Ein Entwicklungsland sind wir deshalb, weil wir kaum eine Industrie haben und auch unsere Landwirtschaft einen doch eher geringen Technisierungsgrad aufweist, der Dienstleistungssektor sei hier außen vorgelassen, der traditionelle Handel und die Dienstleistungen in verschiedenen Bereichen sind hier kein Merkmal an dem sich festmachen lässt, wie entwickelt ein Staat ist. Unser produzierender Sektor besteht hauptsächlich aus Klein- und Mittelbetrieben, selbiges findet sich in der Landwirtschaft wieder. Das erhöht die Autonomie gegenüber Konjunkturschwankungen senkt aber Innovationsmöglichkeiten, Effizenz und Gewinne. Was sich in unserer nicht gerade kleinen Arbeitslosigkeit, die hauptsächlich vom Stammesverband und von den Familien abgefangen wird. Den informellen Sektor möchte ich außen vor lassen, er ist zu groß in Targa als das man ihn mit einfachen empirischen Maßnahmen erfassen könnte. Erntet verhaltenes Gelächter. Unsere Wirtschaft wird zusätzlich noch durch den gemeinsamen Wirtschaftsraum, den wir mit Gran Novara, Ladinien, Tomanien und in gewisser Weise auch mit Kijanibonde teilen gestärkt, da wir ich möchte sagen einen der vielfältigsten und besten Binnenmarkträume der Welt zur Verfügung stehen haben.
Dies war der erste Punkt, die Bestandsaufnahme der ökonmischen Situation Targas, wie sie jetzt ist. Der zweite Punkt meiner Ausführungen soll zeigen welche Entwicklungen ich mir vorstelle oder wohl besser wer diese Entwicklungen zu tragen hat. Bei ökonomischen Theorien stellt sich häufig die Frage, wer denn nun eine Entwicklung voranzutreiben hat. Privat oder Staat? Nun in meinen Augen stellt sich diese Frage gar nicht, in Targa gibt es keinerlei Unternehmer, die ein derartiges Kapitalspotenzial zur Verfügung stehen haben als das sie entsprechende Investionen tätigen könnten um nur eine schrittweise Industrialisierung unsere Landes durchführen zu können. Deswegen muss der Staat tätig werden, und in diesem Sinne spreche ich mich auch für einen interventionistischen Staat aus, der die wirtschaftliche Entwicklung Targas kontrolliert, leitet und lenkt, denn so kann man dafür sorgen das in nachhaltige und für die Wirtschaft wichtige Sparten gesetzt wird und wir einen westlichen liberalisierten Turbokapitalismus verhindern können, der nur zu Kosten der Menschen geht und vorallem das Grundelement des targischen Lebensstil beschränkt, nämlich die Beschaulichkeit und Sorgfalt. Besonders auf die Diwane für Wohlfahrt und Wirtschaft wird hier wohl sehr viel zukommen, doch ich bin überzeugt davon, dass diese so eine Aufgabe meistern können unter der weisen Lenkung unseres großen Amenokal.
Was muss nun getan werden? Fakt ist, dass eine Industrialiserung nach üblichen Vorbild in Targa nicht stattfinden kann, eine wichtige Devisenquelle unseres BIP ist der Tourismus und wir würden diese Sparte zerstören, wenn wir stupid und dumpf ein Land durchindustrialiseren würde, ohne Rücksicht auf Natur und Verluste an dem typisch-targischen Stadtbild, typische Industriekonglomerate, wie man sie vielfach kennt können keine Lösung für Targa sein, da sie der Volkssele und Landesseele zu widerlaufen. Wie ich bereits oben erwähnt habe besteht eine wichtige Säule der targischen Wirtschaft aus Klein- und Mittelbetrieben, hier kann der Staat perfekt ansetzen. Er kann ihnen helfen sich in Genossenschaften, Vereinigungen oder schlicht Stämmen zusammenzuschließen und diverse Produkte die sonst nur in Fabriken möglich wären zu produzieren. Nehmen wir zum Beispiel ein Auto, normalerweise nimmt man an man produziert dies alles einfach in einer Fabrik in der Stadt, aber das ist nich unbedingt notwendig. Unterstützen wir zum Beispiel diverse Schneider, Tischler und andere Handwerke, könnte man zum Beispiel mit diesem System die Garnituren von Fahrzeugen leicht produzieren. Ebenso diverse Schmiede hätten natürlich teilweise das Potenzial an der Fahrzeugskarosserie zu arbeiten. Natürlich sind diese Beispiele stark vereinfacht und nicht alles lässt sich in Handwerksbetrieben produzieren, doch es ist zumindest zu einem großen Teil möglich, eine Industrie ohne Fabriken aufzubauen indem man die Klein und Mittelbetriebe gezielt stärk und vernetzt. Diese Vernetzung kann über den Staat erfolgen, welcher die Möglichkeiten der Technik um dies durchzuführen hat. Für die Teile der Produktion, die man nicht in dieser Weise stattfinden lassen kann muss man außerhalb von Städten in abgelegen Teilen des Landes entsprechende Parks einrichten, oder zentrale Stellen, in den Städten einrichten. Um beim Beispiel Auto zu bleiben: Die kleinen und mittleren Unternehmer produzieren vernetzt durch staatliche Hilfe, die Einzelteile des Autos welche dann zusammengebaut werden. Das spart Platz und schont die Struktur unserer Städte und die Umwelt. Auch wenn man das nicht für alle Bereiche einer Industrie machen kann für den Großteil ist es möglich. Der Rest der Industrie indem dies nicht möglich ist, müsste man auslagern in Teile unseres Landes welche nicht frequentiert sind und auch hier möglichst umweltschonend produzieren, damit wir keine qualmenden Fabriken neben unseren wunderschönen Palästen und Städten haben. Dies hat auch einen weiteren großen Vorteil gegenüber einer privaten oder marktwirschaftlichen Industrialisierung. Der Staat kann eingreifen und die Unternehmer gezielt unterstützen ohne allzusehr in den Ablauf einzugreifen, was auf der einen Seite zuviel Bürokratie als auch zügellose Gier verhindern kann und verhindern wird. Also bleiben auch die Interessen des Volkes bei dieser Methodik gewahrt und wir sind auch sogut wie krisensicher! Es ist leicht möglich, dass eine Fabrik bankrott geht und damit viele Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, doch es wird kaum sein, dass Klein und Mittelbetriebe im großen Stil verloren gehen, was heißt das die Wirtschaft in Targa zwar nicht so schnell wie in anderen Ländern zu sein vermag aber doch sicher.
Ein weiter Schritt der targischen Entwicklung ist die Energieversorgung, diese darf meines Erachtens nicht vom Öl abhängen sondern muss auf erneuerbare Energien setzen, hier haben wir vorallem 4 Möglichkeiten: Holz, Wasser, Wind und Sonne. Kernkraftwerk lehne ich von vornherein ab, da sie schlicht hässlich ist, im Sinne ihrer Kraftwerke, diese würden die Landschaft zerstören, was auch wenn man es im großen Stil betreibt für Windkraftwerke gilt. Da auch Holz nicht gerade zu den Ressourcen unseres Landes gehört, welche in großen Massen vorhanden sind bleiben unser Sonne und Wasser, als Energiequellen, solange die Kernfusion, welcher ein großer Fortschritt in unserer Entwicklung als Energiequellen übrig. Auch Biogas und die Geothermik sind Möglichkeiten, die für uns jedoch erst ausgelotet werden müssen. Da Targa zurzeit noch keinen sehr hohen Strom und Energieverbrauch hat können wir vorerst folgendes durchführen. Wir können im großen Stil, kleine Solaranlagen auf Häuserwänden und Dächern finanzieren, solange diese die Bausubstanz und das Stadtbild nicht arg stören, auch Fließkraftwerke, solange sie relativ mit der Umwelt in Einklang zu bringen sind, stellen eine gute Lösung da, ansonsten ist auch eine Integration der Geothermik aus Futuna oder Biogasenergie aus Ladinien für uns anwendbar, viel Know-How bekamen wir auch von unserer ehemaligen Kolonialmacht Gran Novara, welche mit einer guten Infrastrukturpolitik doch einen Grundstein für ein reichtes und entwickeltes Targa gelegt hat. Wir haben also einen Diamanten in Form von Targa, doch wir müssen ihn nur noch schleifen, doch wir müssen in mit Bedacht schleifen! Danke für Ihre Aufmerksamkeit.